SPD-Fraktion zum Thema Schulentwicklung in Werdohl

Der Versuch von Bezirksregierung, Verwaltung und Politik, sowohl die Gesamtschule als auch die Realschule vor Ort zu erhalten, ist gescheitert.
Es gilt nun, die beste Schule für die Zukunft der Stadt zu finden. Dieser Aufgabe hat sich die SPD mit Leidenschaft in ihrer ersten Sitzung nach dem richtungsweisenden und für uns alle enttäuschenden Schul- und Sportausschuss gestellt.
Doch was ist die beste Schule für die Stadt?“.
Schon bei der Wahl zwischen Halbtag und Ganztag zeigt sich, dass es auf diese Frage keine „Einheitsantwort“ gibt.
Ein Ganztagsangebot käme in jedem Fall berufstätigen Eltern entgegen, die eine Nachmittagsbetreuung ihrer Kinder dringend benötigen. Andere Eltern möchten sich ab mittags gerne selber um ihre Kinder und deren Freizeitgestaltung kümmern und bevorzugen daher ein Halbtagsangebot.

Für wie bedeutsam halten die Eltern die Möglichkeit, in Werdohl das Abitur machen zu können, ohne die Schulform und den Schulort wechseln zu müssen? Jährlich haben etwa 40 bis 50 Schülerinnen und Schüler in Werdohl ihr Abitur gemacht. Das sind bis heute 800 – 1000 Abiturientinnen und Abiturienten. Und die gymnasiale Oberstufe an der Gesamtschule wird weiterhin gut nachgefragt.

Am Ende der Erprobungsstufe (Klassen 5 und 6) entscheidet die Klassenkonferenz an Realschule und Gymnasium, ob die Schülerin oder der Schüler den Bildungsgang in der gewählten Schulform fortsetzen kann. (s.§13SG)

Insbesondere vom Gymnasium aus sind zahlreiche Schülerinnen und Schüler den Weg zurück nach Werdohl in die Real- oder Gesamtschule gegangen. An der Gesamtschule führte das teilweise dazu, dass in der Klasse 7 die Vierzügigkeit doch noch erreicht werden konnte.
Bisher konnten diese Kinder an der Gesamtschule ohne weiteren Schulwechsel stetig weiter an ihrem Ziel, dem Abitur, arbeiten.
Würden wir uns für eine Schulform ohne gymnasiale Oberstufe entscheiden, müssten diese „Rückkehrer“ nach der 10. Klasse einen erneuten Schulwechsel in die gymnasiale Oberstufe in einer anderen Stadt in Kauf nehmen.
Welche Schule würden Schülerinnen und Schüler der Realschule besuchen, bei denen die Klassenkonferenz entschieden hätte, dass sie ihren gewählten Bildungsgang nicht fortsetzen können?
Wozu würde man Eltern raten, für deren Kinder die Grundschulempfehlung „Hauptschule“ lautet? An einer Gesamtschule gäbe es diesen Bildungsgang.

„Das Wohl, die Belange und die Bildung aller Kinder und Jugendlichen der Stadt im Blick zu haben“, empfehlen uns die Schulleitungen von Real- und Gesamtschule (SV vom 06.04.). Diesem Appell folgend, fällt unsere Wahl auf die Gesamtschule als Schulform für alle Schülerinnen und Schüler, die zu allen Schulabschlüssen Bildungsgänge anbietet, was den Realschulabschluss einschließt. Sie repräsentiert am ehesten die Chancenvielfalt schulischer Bildung ab der Sekundarstufe I, was man sich in einer Stadt wie Werdohl nur wünschen kann.

Es gibt in Deutschland 522 Kleinstädte zwischen 10.000 und 20.000 Einwohnern.
Das Zeit Magazin, eine Beilage der Wochenzeitung „Die Zeit“, bezeichnet 111 von ihnen als „glückliche Kleinstädte“, weil sie ein Krankenhaus, eine gymnasiale Oberstufe und eine Volkshochschule haben. Werdohl gehört dazu, als einzige Stadt dieser Größenordnung in Südwestfalen – ein Alleinstellungsmerkmal also.

Wir sollten alle gemeinsam daran arbeiten, diese wichtigen Infrastrukturelemente dauerhaft zu erhalten.